Der jüdische Friedhof liegt etwa einen Kilometer außerhalb des Ortes am Fuße des Schwanbergs. Er ist mit 18830 qm einer der größten Friedhöfe Bayerns. 1432 wird erstmals ein Friedhof erwähnt. Es sind mehr als 2500 Grabsteine erhalten.
Lage: Ca. 1 km außerhalb des Ortes am Fuße des Schwanbergs.
Größe: Mit 18830 qm einer der größten Friedhöfe Bayerns; Steinmauer mit Nischen im Friedhofsinneren.
Alter: 1432 und 1526 erste Erwähnungen eines Friedhofs. 1563 bewilligte Wilhelm Moritz von Heüberg die Anlage eines Friedhofs „am Steig“ (erste urkundliche Erwähnung), 1602 Friedrich Albert von Heüberg den Bau einer Mauer und eines Tahara-Hauses. 1614 und im 19. Jahrhundert Erweiterungen.
Einzugsbereich: Bezirksfriedhof mit weitem Einzugesbereich, u.a. Großlangheim, Hohenfeld, Hüttenheim, Kitzingen, Kleinlangheim, Mainbernheim, Mainstockheim und Marktbreit, Marktsteft, Obernbreit, Segnitz, Sommerach, Sommerhausen und Wiesenbronn.
Beerdigungen: Es sind mehr als 2500 Grabsteine in fünf Gräberfeldern erhalten. Einteilung in einen ganz alten, alten, neueren und neuen Teil. Links des Eingangs liegt der jüngere Teil des Friedhofs mit Gräbern des 19. und 20. Jahrhunderts. 1942 Schließung des Friedhofs, 1945 Instandsetzungsarbeiten an Steinen und an der Mauer durch ehemals aktive Nationalsozialisten.
Besonderheiten: Das baufällige Tahara-Haus konnte durch eine Spende von Julius Klugmann und seiner Frau Fränzi aus New York, die aus Wiesenbronn stammten, neu errichtet werden; es musste trotz einer späteren Renovierung 1950 abgerissen werden. Der Tahara-Stein (Waschstein für die Leiche) wurde damals mit einer Inschrift versehen und 1980 als Gedenkstein aufgestellt, jedoch 1981 von unbekannten Tätern zerstört. Das gleiche Schicksal erlitt in den 1980er Jahren das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, das aber neu errichtet wurde. 1983 stellt man einen neuen Gedenkstein für die während der NS-Diktatur ermordeten Juden aus Rödelsee und Umgebung auf. In Rödelsee existierte eine 1705 gegründete Chewra Kaddischa, der 18 Mitglieder angehörten, darunter auch Personen aus anderen Gemeinden.
Schändungen: 1929; u.a. wurde das Grab des in Mainbernheim residierenden Rabbiners Thalheimer in Mitleidenschaft gezogen. 1932 und 1936. Am 10. November 1938 stecken SS-Leute die Leichenhalle in Brand; es musste 1950 abgebrochen werden. 1939 werden Grabsteine umgestoßen und zerstört.
Fotodokumentation „Steinerne Zeugnisse“:
Israel Schwierz hat uns großzügigerweise die Originalfotografien zu seiner 1988 erschienenen Dokumentation „Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern“ überlassen. Dafür gilt ihm unser großer Dank. Diese Fotografien stellen gerade im Hinblick auf die in vielen Fällen in den letzten 25 Jahren sehr rasch fortgeschrittene Verwitterung der Grabsteine eine wertvolle Quelle dar.
Bilder
Adresse / Wegbeschreibung
97348 Rödelsee
Von der Ortsmitte von Rödelsee Richtung Weinberge. Der Friedhof ist weithin sichtbar und über Weinbergswege zu Erreichen.
Literatur
- Hans Schlumberger / Hans-Christof Haas: Großlangheim mit Rödelsee. In: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Band III/2: Unterfranken Teilband 2.2. Erarbeitet von Cornelia Berger-Dittscheid, Gerhard Gronauer, Hans-Christof Haas, Hans Schlumberger und Axel Töllner unter Mitarbeit von Hans-Jürgen Beck, Hans-Christoph Dittscheid, Johannes Sander und Elmar Schwinger, mit Beiträgen von Andreas Angerstorfer und Rotraud Ries. Lindenberg i. Allgäu 2021, S. 987-1019.
- Lothar Mayer: Jüdische Friedhöfe in Unterfranken. Petersberg 2010, S. 156-161.
- Christian Reuther / Michael Schneeberger: Nichts mehr zu sagen und nichts zu beweinen: ein jüdischer Friedhof in Deutschland. Lehrstücke und Lesarten zum Jüdischen Friedhof Rödelsee, seiner Geschichte und seinen Menschen. Berlin 1994.
- Michael Trüger: Jüdische Friedhöfe in Bayern (4) [Aub, Rödelsee, Sulzbach-Rosenberg, Zeckern-Hemhofen]. In: Der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern 8, Nr. 60 (Dezember 1993), S. 18f.
- Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 116.
- Hans Bauer: Judenfriedhöfe im Landkreis Kitzingen. In: Im Bannkreis des Schwanbergs. Jahrbuch des Landkreises Kitzingen 1979, S. 60-79, hier S. 71-74.
Weiterführende Links
- Jüdischer Friedhof Rödelsee (Landesverband Israelitischer Kultusgemeinden in Bayern)
- Jüdischer Friedhof Rödelsee (Alemannia Judaica)
- Jüdischer Friedhof Rödelsee (Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland)
- Jüdischer Friedhof Rödelsee (Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen am Main e. V.)
- Jüdischer Friedhof Rödelsee (Bayerischer Denkmal-Atlas)