Jüdisches Leben
in Bayern

Mühlhausen (Mfr) Friedhof

Der jüdische Friedhof liegt twa einen Kilometer nordwestlich des Dorfes auf einem Bergrücken. Er ist fast 8000 qm groß und wurde um 1738 angelegt. Es sind noch etwa 377 Grabsteine erhalten.

Lage: Etwa 1 Kilometer nordwestlich des Dorfes auf einem Bergrücken. 

Größe: 7920 qm; Einfriedung durch einen Maschendrahtzaun. 

Alter: 1738 erwarben die Juden von den Herren von Egloffstein einen Acker bei den herrschaftlichen Lochweihern. Beim Kauf des Grundstücks wollten sowohl die Grafen von Schönborn, die Herren von Egloffstein wie auch einige Bauern des Ortes mit den Juden ins Geschäft kommen, da sie auf die Ausgaben spekulierten. Vor 1738 hatten sie ihre Toten in Zeckern beigesetzt. 

Einzugsbereich: Reichmannsdorf (bis 1840). 

Beerdigungen: Es sind noch 377 Grabsteine vorhanden. Im hinteren, älteren Teil stehen viele, z. T. halb im Erdboden versunkene Grabsteine. Als Begräbnisgeld setzten die Grundherren für eine Frau 1 Gulden, für ein Kind 30 Kreuzer fest. 

Besonderheiten: Das im barocken Stil errichtete und mit einem Walmdach versehene Tahara-Haus befindet sich in der Nähe des Friedhofstores im östlichen Teil der Anlage. Vermutlich errichtete die Gemeinde das Gebäude kurz nach dem Erwerb des Friedhofs 1738. Im vorderen Raum befindet sich der Tahara-Stein; der Kessel für das Waschwasser war in dem daran anschließenden kleinen Zimmer eingemauert. Eine Pumpe stand neben dem Kessel. Das hintere Zimmer mit einem Ausgang nach Westen diente vermutlich als Abstellraum. 1900 wurde das Tahara-Haus von Grund auf renoviert. Für die Restaurierung der von Verwitterung bedrohten Grabmäler, viele davon aus Sandstein, wurde 2007 ein Zuschuss aus dem Entschädigungsfonds für die Denkmalpflege gewährt. 

Schändungen: Am 14. März 1939 warfen Nazis Grabsteine um und zersplitterten Namensplatten. 1945 säuberten Bürger den Friedhof und versuchten, zerbrochene Grabplatten wieder zusammenzufügen.

Adresse / Wegbeschreibung

96172 Mühlhausen

Von der Ortsmitte Mühlhausens Richtung Bamberg fahren, am ersten Bahnübergang in die Straße links einbiegen, Schienen überqueren und in die Straße links der abbiegen. Dem Straßenverlauf folgen, durch eine Neubausiedlung, in die Felder bis zu einer Maschinenhalle. Hier die Betonpiste links verlassen und einem Feldweg ca. 100m bis vor das Tor des Friedhofs folgen.

Literatur

  • Lothar Mayer: Jüdische Friedhöfe in Mittel- und Oberfranken. Petersberg 2012, S. 126-129.
  • Johann Fleischmann: Spuren jüdischer Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach. Die jüdischen Friedhöfe von Zeckern, Walsdorf, Aschbach, Uehlfeld, Mühlhausen, Lisberg, Burghaslach und Reichmannsdorf (Mesusa 3). o. O. [Mühlhausen] 2002, S. 239-278.
  • Michael Trüger: Jüdische Friedhöfe in Bayern (24) [Mühlhausen, Schwanfeld, Gerolzhofen, Ingolstadt]. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern 14, Nr. 81 (Dezember 1999), S. 14-16.
  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 175f.
  • Klaus Guth: Jüdische Landgemeinden in Oberfranken (1800–1942), ein historisch-topographisches Handbuch. Bamberg 1988 (= Landjudentum in Oberfranken. Geschichte und Volkskultur 1), S. 252-262.