Jüdisches Leben
in Bayern

Miltenberg Friedhof

In Miltenberg gibt es zwei jüdische Friedhöfe. Der ältere Friedhof wurde im 15. Jahrhundert angelegt und bis 1904 benutzt. Er befindet sich zwischen den Straßen Burgweg und Hauptstraße. Der neue Friedhof wurde in der Folgezeit benutzt. Er befindet sich südwestlich der Stadt am Klausrain.

Lage: Innerhalb der Stadt Miltenberg zwischen den parallel zueinander verlaufenden Straßen Burgweg (oben) und Hauptstraße (unten). 

Größe: 1720 qm. 

Alter: 15. Jahrhundert; benutzt bis 1904, mehrere Belegungsphasen. Bis zur Anlage dieses Friedhofs begruben die Miltenberger Juden ihre Verstorbenen in Frankfurt a.M. Bereits 1336 ist ein Friedhof bezeugt, der bis zur Pestzeit und den Pogromen von 1348/49 belegt, dann zerstört und vermutlich abgeräumt wurde. Seine Lage ist nicht bekannt; möglicherweise befand er sich im Bereich des späteren alten Friedhofs. Der früheste erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahr 1715.

Beerdigungen: Bis 1904. Im 18. Jahrhundert wurden die Verstorbenen in Kleinheubach beigesetzt, im 19. Jahrhundert wieder in Miltenberg. Der älteste Grabstein dieser Periode stammt von 1812. 

Besonderheiten: Die zum Burgweg gehörende Mauer enthält drei Nischen; in der dritten steht der Grabstein eines Kohen. 1726 wurde eine Chewra Kaddischa gegründet. Der in Miltenberg geborene, nach England ausgewanderte und 1916 verstorbene Wilhelm Klingenstein vermachte der Stadt Miltenberg 1000 Pfund, mit denen die Friedhöfe instandgesetzt und die laufenden Kosten gedeckt werden sollten.

Dokumentation: Mitglieder des Vereins Jüdisches Leben in Unterfranken - Biographische Datenbank e.V. haben einen Plan mit einer Dokumentation der Grabsteine des Friedhofs am Burgweg erarbeitet. Ehrenamtlich und ohne Kostenerstattung fotografierten sie die Grabsteine und trugen biographische Informationen über die beerdigten Menschen in einer eigens konzipierten Datenbank zusammen. Die genealogische Funktion "Stammbaum" kann eine ganze Familiengeschichte sichtbar machen. Der Friedhofsplan, von der Stadt Miltenberg zur Verfügung gestellt, wurde digitalisiert und, mit den Koordinaten der Grabsteine versehen, in die Datenbank eingefügt. Man kann in den Plan klicken und mit Hilfe dieser Koordinaten, die Grabsteine betrachten und lesen. Die Inschriften der "grünen" Steine sind lesbar und in der Datenbank sowohl in hebräischer Schrift als auch in deutscher Übersetzung vermerkt. Die "braunen" Steine sind nicht oder zum großen Teil nicht mehr lesbar. Der Alte Jüdische Friedhof ist im Bayerischen Denkmal-Atlas aufgenommen.

Fotodokumentation "Steinerne Zeugnisse": Israel Schwierz hat großzügigerweise die Originalfotografien zu seiner 1988 erschienenen Dokumentation "Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern" überlassen. Dafür gilt ihm unser großer Dank. Diese Fotografien stellen gerade im Hinblick auf die in vielen Fällen in den letzten 25 Jahren sehr rasch fortgeschrittene Verwitterung der Grabsteine eine wertvolle Quelle dar.

Lage: Südwestlich der Stadt am Klausrain. 

Größe: 1440 qm; massive Steinmauer, zwei Eisentore. 

Alter: 1904. 1899 hatte die Gemeinde beschlossen, ein westlich der Stadt gelegenes Grundstück von Emanuel Lindheimer (1833-1907) zur Anlage eines neuen Friedhofs zu erwerben. 

Beerdigungen: Die erste Lewajia war 1902 die von Hajum Mosbacher, 1907 wurde auch Emanuel Lindheimer dort beerdigt.

Dokumentation: Der Verein Jüdisches Leben in Unterfranken - Biographische Datenbank e.V. hat ehrenamtlich einen Plan der Grabsteine im neuen jüdischen Friedhof von Miltenberg erarbeitet. Fotos mit Inschrift und Übersetzung befinden sich in der eigens konzipierten Datenbank. Die genealogische Funktion "Stammbaum" kann eine ganze Familiengeschichte sichtbar machen. Allerdings besteht noch nicht die Möglichkeit, vom Plan direkt auf die Grabsteine zu springen. Der Neue jüdische Friedhof ist im Bayerischen Denkmal-Atlas aufgenommen.

Adresse / Wegbeschreibung

Burgweg (Alt) / Mohnbrunner Straße (Neu), 63897 Miltenberg

Alter Jüdischer Friedhof: Von der Stadtmitte fährt man zum großen Parkplatz hinter der evangelischen Kirche und geht dann, rechts nach dem evang. Pfarrhaus, Treppen zur Stadt hinunter. In der Mitte der Treppen liegt links der Friedhofseingang.
Neuer Jüdischer Friedhof: Von der Innenstadt Richtung Aschaffenburg fahren, hinter dem Stadttor in der Mainzer Straße scharf links in die Laurentiusstraße abbiegen, nach 5m sofort wieder scharf links in die Mohnbrunner Straße. Am Ende der Straße scharf links in einen Feldweg, Auto stehen lassen und ca. 25m bergan zum Eingangstor gehen.

Literatur

  • Lothar Mayer: Jüdische Friedhöfe in Unterfranken. Petersberg 2010, S. 128-133.
  • Hermann Neubert: Jüdisches Miltenberg. Einladung zu einem Rundgang (= Orte jüdischer Kultur 4). Haigerloch 2000.
  • Michael Trüger: Jüdische Friedhöfe in Bayern (21) [Hörstein, Miltenberg, Pfaffenhausen]. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern 13, Nr. 78 (Dezember 1998), S. 17-18.
  • Ulrich Debler: Die jüdische Gemeinde von Miltenberg (Sonderveröffentlichung aus dem Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes, Bd. 17). Miltenberg 1995.
  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 99-101.
  • Germania Judaica II, 2, S. 540-542; III, 2, S. 870-874.