Jüdisches Leben
in Bayern

Lisberg Friedhof

Der jüdische Friedhof liegt südlich des Ortes an der Straße nach Frensdorf-Steinsdorf auf einer Anhöhe inmitten von Feldern. Er hat eine Größe von über 2000 qm und ist spätestens 1739 angelegt worden. Es sind noch etaw 139 Grabsteine erhalten. Die letzte Beisetzung war 1937.

Lage: Südlich des Ortes an der Straße nach Frensdorf-Steinsdorf auf einer Anhöhe inmitten von Feldern. 

Größe: 2108 qm; mit Seitenlängen von 50 bis 60 Metern nahezu quadratische Anlage. Der Vermessung von 1985 zufolge stehen noch 139 Grabsteine. 

Alter: 1. Hälfte/Mitte 18. Jahrhundert, spätestens aber 1739. Die Akten sprechen erstmals seit 1739 von einem Friedhof auf Grund und Boden des Freiherrlich von Münsterschen Besitzes. Laut Amtsurkunde vom 10. Januar 1739 besaß die Jüdische Gemeinde nach ihrer Interpretation den Leichenacker im Eigentum und übte seitdem Besitzrechte aus. Die Ortsherren erhielten für jede Bestattung eine Gebühr. Um den Friedhof gab es langjährige Streitigkeiten mit dem Freiherrn von Münster, der auf dem Areal eigenmächtig Bäume fällen ließ. Bis 1739 hatten die Lisberger Juden ihre Toten auf dem Friedhof von Walsdorf bestattet. 

Einzugsbereich: Trabelsdorf. 

Beerdigungen: Im östlichen Teil Gruppe von Kohanim-Gräbern. Die letzte Beisetzung erfolgte im Oktober 1937 (Julie Silbermann, geb. Schloß, Ehefrau des Handelsmannes Karl Silbermann). 

Besonderheiten: östlich des Eingangs gut erhaltener Tahara-Stein und restaurierte Grundmauern des Tahara-Hauses, das in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit weitgehend abgetragen werden musste. 

Schändungen: 1938 wurden die meisten Grabsteine umgestürzt. Pläne der Nationalsozialisten, den Friedhof landwirtschaftlich zu nutzen, scheiterten, da die Bäume auf dem Grundstück unter Naturschutz standen.

Fotodokumentation „Steinerne Zeugnisse“:

Israel Schwierz hat uns großzügigerweise die Originalfotografien zu seiner 1988 erschienenen Dokumentation „Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern“ überlassen. Dafür gilt ihm unser großer Dank. Diese Fotografien stellen gerade im Hinblick auf die in vielen Fällen in den letzten 25 Jahren sehr rasch fortgeschrittene Verwitterung der Grabsteine eine wertvolle Quelle dar.

Adresse / Wegbeschreibung

96170 Lisberg

Vom Lisberg aus mit der Burg im Rücken Richtung Grub auf der Straße "Kolnberg", die in die Schnellstraße 2262 mündet. Nach dem Ortsausgang die erste Abzweigung links in den Feldweg abbiegen, am Ende des Weges liegt der Friedhof.

Literatur

  • Lothar Mayer: Jüdische Friedhöfe in Mittel- und Oberfranken. Petersberg 2012, S. 122-125.
  • Johann Fleischmann: Spuren jüdischer Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach. Die jüdischen Friedhöfe von Zeckern, Walsdorf, Aschbach, Uehlfeld, Mühlhausen, Lisberg, Burghaslach und Reichmannsdorf (Mesusa 3). o.O. (Mühlhausen) 2002, S. 279-308.
  • Michael Trüger: Jüdische Friedhöfe in Bayern (25). Lisberg. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern 15, Nr. 82 (April 2000), S. 16.
  • Karl Dill: Jüdische Friedhöfe in Oberfranken. Heimatbeilage zum Amtlichen
    Schulanzeiger des Regierungsbezirks Oberfranken Nr. 187. Bayreuth 1992, S. 29–39.
  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 228.
  • Klaus Guth: Jüdische Landgemeinden in Oberfranken (1800–1942), ein historisch-topographisches Handbuch. Bamberg 1988 (Landjudentum in Oberfranken. Geschichte und Volkskultur 1), S. 228-235.