Jüdisches Leben
in Bayern

Laudenbach (Karlstadt) Friedhof

Der jüdische Friedhof liegt an einem Bergrücken über Laudenbach. Er wurde nach neuesten Erkenntnissen bereits um 1600 angelegt, ein Friedhofsverwalter (Gabbai) ist vor 1655, ein Totengräber für 1675 belegt. 1873/74 wurde eine Friedhofsmauer errichtet. Neben dem Eingang befindet sich ein Schutzunterstand in Fachwerkausführung. Ein Tahararaum befand sich in der Laudenbacher Synagoge. Friedhofserweiterungen fanden um 1850, 1874, und von ca. 1900 bis 1905 sowie schließlich 1930 statt. Mit einer Größe von über 16000 qm ist der Laudenbacher Friedhof die zweitgrößte jüdische Begräbnisstätte in Unterfranken. Nach mehrfachen Schändungen, die erste bereits 1865, sind heute rund 2350 Grabsteine sind erhalten. 1941 kam es zur letzten Beisetzung. Mit Unterstützung der LEADER-Förderung unternahm das Landesamt für Denkmalpflege 2023 eine digitale Bestandsaufnahme des Friedhofes.

Lage: Bergrücken über Laudenbach. 

Größe: 16.140 qm; ca. 2350 erhaltenen Grabsteine, vier Tore (Haupteingang und drei hölzerne Tore). Der Friedhof ist in drei „Abteilungen“ gegliedert und von einer Steinmauer umgeben. 

Alter: Um 1665. Ein Friedhofsverwalter (Gabbai) ist vor 1655, ein Totengrüber 1675 bezeugt. 1873/74 wurde der Friedhof mit einer Steinmauer umgeben. Erweiterungen um 1850 (1874?), um 1900/05 und nach 1930. 

Einzugsbereich: Als Verbandsfriedhof von bis zu 14 Gemeinden belegt. Hessdorf und Veitshöchheim, wo eine Heilige Schwesternschaft existierte, bestatteten ihre Toten in Laudenbach. Als Eigentümer waren die Israelitischen Kultusgemeinden Adelsberg, Hessdorf, Lohr, Urspringen, Gössenheim, Veitshöchheim und Laudenbach im Grundbuch eingetragen. 

Beerdigungen: Auf den unterschiedlich großen Grabfeldern stehen die meist erheblich verwitterten Sandstein-Mazzewot in durchgehenden Reihen und zum Teil auch verstreut. Auffallend ist eine Gräberreihe im alten Teil des Friedhofs in einem abgelegenen Waldstück, wo während der Nazizeit Beerdigungen stattfanden, wohl um die Gräber vor Schändungen zu schützen. Die letzte Beisetzung fand im Januar 1941 statt (Julius Rotfeld aus Urspringen). 

Besonderheiten: Fachwerk-Tahara-Haus links vom Haupteingang mit zwei ungefähr gleich großen, innen durch einen Durchgang verbundenen Räumen, die jedoch auch von außen durch separate Zugangstüren betreten werden können. In der Gemeinde existierte eine Chewra Kaddischa.

Schändungen: Juni 1865. Während der Kämpfe bei Kriegsende 1945 wurde der Friedhof schwer beschädigt. Auf Befehl der Amerikaner erfolgte 1947 die Wiederherstellung durch die Ortsbewohner.

Dokumentation: Eine Grabsteinliste des Friedhofs Laudenbach hat Bet Olam e.V. erarbeitet. Mit Unterstützung der LEADER-Förderung unternahm das Landesamt für Denkmalpflege 2023 eine digitale Bestandsaufnahme des Friedhofes.

Fotodokumentation "Steinerne Zeugnisse":

Israel Schwierz hat uns großzügigerweise die Originalfotografien zu seiner 1988 erschienenen Dokumentation "Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern" überlassen. Dafür gilt ihm unser großer Dank. Diese Fotografien stellen gerade im Hinblick auf die in vielen Fällen in den letzten 25 Jahren sehr rasch fortgeschrittene Verwitterung der Grabsteine eine wertvolle Quelle dar.

Adresse / Wegbeschreibung

97753 Karlstadt

Von Karlstadt kommend die Hauptstraße rechts vor der Kirche verlassen, bergauf Richtung "Schützenhaus", ca. 200m nach Abzweigung zum Schützenhaus, an der man links vorbei fährt, befindet sich der Eingang zum Friedhof.

Literatur

  • Christoph Sabatzki: Für alle Zeiten. Aktuelle Konservierungsstrategien zu Grabsteinen auf jüdischen Friedhöfen in Bayern. In: Denkmal Information Bayern 181 (2023), S. 20-25.
  • Lothar Mayer: Jüdische Friedhöfe in Unterfranken. Petersberg 2010, S. 106-111.
  • Michael Trüger: Jüdische Friedhöfe in Bayern (20) [Neumarkt, Karbach, Laudenbach, Reistenhausen]. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern 13, Nr. 77 (September 1998), S. 29-31.
  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 90-92.
  • Landkreis Main-Spessart (Hg.): "… auf höhere Weisung abgewandert". Leben und Leiden der Juden im Landkreis Main-Spessart. Karlstadt 1990, S. 35-38.