Jüdisches Leben
in Bayern

Dachau - KZ-Friedhof und Ehrenfriedhof Friedhof

In Dachau sind auf dem KZ-Gräberfeld im Nordteil des Dachauer Waldfriedhofs und auf dem KZ-Ehrenfriedhof Leitenberg im Ortsteil Etzenhausen auch jüdische Tote begraben.

KZ-Gräberfeld auf dem Dachauer Waldfriedhof

 

Lage: Terrassenförmig gestaltete Grabstätte im Nordteil des Dachauer Waldfriedhofs.

Größe: Das Gräberfeld umfasst Einzelgräber für 1.312 KZ-Opfer.

Alter: Begraben wurden ehemalige Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau, die in den Monaten nach ihrer Befreiung am 29. April 1945 an den Folgen der KZ-Haft starben. In der obersten Gräberreihe sind zudem polnische Staatsangehörige beerdigt, die im Internierungslager Dachau für die US-Militärregierung als Wachleute gearbeitet hatten.

Besonderheiten: Zwischen 1955 und 1958 wurden italienische, französische, belgische und holländische Opfer exhumiert und in ihre Heimatländer überführt. In die freigewordenen Gräber wurden Opfer der „Todesmärsche“ umgebettet, die zunächst auf Friedhöfen entlang der Wegstrecke beerdigt worden waren.

Im Umfeld der Gräberanlage befinden sich Mahnmale zum Gedenken an die jüdischen, polnischen und österreichischen Opfer der NS-Verfolgung sowie ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Toten des „Dachauer Aufstandes“ vom 28. April 1945. Eine bewaffnete Gruppe entflohener KZ-Häftlinge und Dachauer Bürger hatte an diesem Tag das Rathaus gestürmt, um die Stadt noch vor dem Eintreffen der US-Truppen vom NS-Regime zu befreien. Einheiten der Waffen-SS schlugen den Aufstand nieder und töteten sechs der Widerstandskämpfer. 

KZ-Ehrenfriedhof Leitenberg

 

Lage: außerhalb der KZ-Gedenkstätte Dachau und jenseits der Amper im Dachauer Ortsteil Etzenhausen, an der Freisinger Straße.

Größe: Der Friedhof umfasst Gräber für über 7.400 Opfer des NS-Regimes.

Vorgeschichte: Da es nicht mehr genügend Kohle gab, konnten die Leichen des Konzentrationslagers Dachau ab etwa Februar 1945 nicht mehr im Krematorium verbrannt werden. Bis April 1945 zwang die SS deshalb Gefangene, über 4.000 tote Mithäftlinge zum Leitenberg zu transportieren und in acht Massengräbern zu verscharren. Nach der Befreiung durch US-Truppen wurden auf Anordnung der US-Militärregierung zwei weitere Massengräber für etwa 2.000 Tote angelegt. Die im Lager aufgefundenen Toten mussten ehemals führende NSDAP-Mitglieder und Bauern aus Dachau mit Pferdefuhrwerken zum Leitenberg bringen und dort beerdigen.

Alter: Im August 1949 wurden bei Bauarbeiten für den KZ-Friedhof sterbliche Überreste von KZ-Häftlingen ausgegraben und achtlos liegengelassen. Dieser Vorgang löste einen Skandal von internationaler Reichweite aus. Die bayerische Staatsregierung wurde aufgerufen, eine würdige Ruhestätte für die Opfer nationalsozialistischen Terrors zu errichten. Die daraufhin bis Ende 1949 erfolgte Umgestaltung des Geländes ließ die religiöse Herkunft der Opfer außer Acht und war mit dem angelegten Friedhof rein christlich geprägt. 1951/52 wurde zusätzlich eine Gedächtnishalle errichtet.

Besonderheiten: In den 1950er- und 1960er-Jahren wurden zahlreiche Opfer exhumiert und in ihre Heimatländer Frankreich, Belgien, Holland, Italien und Norwegen überführt. Die übrigen Toten wurden mit weiteren KZ-Opfern aus aufgelassenen KZ-Friedhöfen in Oberbayern wieder auf dem Leitenberg in Einzelgräbern bestattet. 1963 wurde die italienische Gedächtniskapelle „Regina Pacis“ eingeweiht. 

Adresse / Wegbeschreibung

85221 Dachau

Literatur

  • Kerstin Schwenke: Dachauer Gedenkorte zwischen Vergessen und Erinnern – Die Massengräber am Leitenberg und der ehemalige SS-Schießplatz bei Hebertshausen nach 1945. München 2012.
  • Jürgen Zarusky: Die KZ-Gedenkstätte Dachau. Anmerkungen zur Geschichte eines umstrittenen historischen Ortes. In: Jürgen Danyel (Hg.): Die geteilte Vergangenheit. Zum Umgang mit Nationalsozialismus und Widerstand in beiden deutschen Staaten, Berlin 1995, S. 187-196.