Jüdisches Leben
in Bayern

Augsburg Friedhof

Der Friedhof der mittelalterlichen Gemeinde befand sich unmittelbar außerhalb der Stadt, im Nordwesten vor dem sog. Judenwall (heute Curt-Frenzel-Park auf Höhe der "Blauen Kappe"). Er wurde nach der Vertreibung im 15. Jahrhundert von der Stadt zerstört. Erst im 19. Jahrhundert konnte wieder ein jüdischer Friedhof in Augsburg angelegt werden. Dieser Friedhof mit den beiden Eingangstoren an der Haunstetter Straße und am Alten Postweg umfasst etwa 7000 qm. Er ist 1867 angelegt worden und zählt etwa 1200 Gräber. Er ist inzwischen voll belegt. 2019 erfolgte die feierliche Einweihung eines neuen Friedhofs als Teil des Neuen Ostfriedhofs Lechhausen

In Augsburg besaß die Jüdische Gemeinde bereits im Mittelalter einen Friedhof. In der Zeit vor und nach den Pogromen von 1348 lag er außerhalb der Stadt vor dem Judenwall am nordwestlichen Rand der sog. Frauenvorstadt westlich der am Heilig-Kreuz-Kloster vorbeiführenden Straße, nahe dem Scheitelpunkt der heutigen Straße "An der Blauen Kappe". Nach der Ausweisung der Juden aus der Stadt 1438/39 konfiszierte die Stadt den Friedhof und räumte ihn ab. Die Grabsteine (hebr. Mazzewot) fanden Verwendung u.a. bei Baumaßnahmen am Rathaus, drei sind im Innenhof des Peutingerhauses eingelassen (Peutinger Str. 11).

Lage: Südlicher Stadtrandbezirk ("Hochfeld"). 

Größe: 7000 Quadratmeter; Backsteinmauer mit zwei Eingangstoren an der Haunstetter Straße und am Alten Postweg. 

Alter: 1867, erstmals 1868 belegt. Zuvor bestatteten die Juden, die sich seit 1806 wieder in Augsburg niederlassen durften, ihre Toten in Kriegshaber. Der Friedhof Hochfeld-Haunstetter Straße ist inzwischen voll belegt. Seit 2019 hat die Gemeinde einen neuen Begräbnisplatz auf einem teil des Neuen Ostfriedhofs Lechhausen. 

Beerdigungen: 1176 Gräber (Stand: März 2010), viele repräsentative alte Grabsteine, im neueren Teil zahlreiche Grabstellen russischstämmiger Gemeindemitglieder; an der rechten Friedhofsmauer unweit des Haupttors Gedenkstein für die Opfer des Naziterrors. An der linken Friedhofsmauer in der Nähe des Haupteingangs Gedenkstein für die jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Auf dem Haunstetter jüdischen Friedhof sind auch die Augsburger Ehrenbürger Ernst Cramer, Publizist und Weggeführte Axel Springers, und Mieczyslaw "Mietek" Pemper, Holocaust-überlebender und maßgeblich an der Rettung jüdischer Häftlinge durch Oskar Schindler beteiligt, begraben. 

Besonderheiten: In der Mitte des Friedhofs befindet sich ein modernes Taharahaus, das einen älteren Vorgängerbau ersetzt. Das von Hermann Zwiguttmann geplante Taharahaus wurde 1963 eingeweiht. 

Schändungen: 1924, 1930, 1935, 1991, Mai 2010.

Dokumentation: Auf der Seite von Alemannia Judaica sind folgende von Rolf Hofmann und Herbert Immenkötter erarbeitete Dokumentationen verlinkt:

Nekrolog 1867-1940  

Gräberverzeichnis   

Chronologische Anordnung der Grabmale 1867-1940   

Lageplan  

Aufstellung der Familiennamen  

Aufstellung der Mädchennamen  

Aufstellung der Geburtsorte  

Ebenfalls gibt es auf Alemannia Judaica den Links zur Publikation von 2018 von Rolf Hofmann und Herbert Immenkötter JEWISH CEMETERY AUGSBURG GRAVELIST - based on original vital records 1867 - 1940s.             

Es hatte sich abgezeichnet, dass der Friedhof an der Haunstetter Straße voll belegt sein würde. Eine Erweiterung des Friedhofs war nicht möglich. 2019 erfolgte die feierliche Einweihung eines neuen Friedhofs als Teil des Neuen Ostfriedhofs Lechhausen. Hier können etwa 1000 Gräber angelegt werden.

Adresse / Wegbeschreibung

Haunstetter Str. 64, 86161 Augsburg

Literatur

  • Yehuda Shenef: Die Liebe ist der Dichtung Stern: Der Jüdische Friedhof Augsburg Hochfeld: Geschichte, Inschriften, Grabregister, Biographien, Photos. Augsburg 2019.
  • Constanze Werner (Bearb.): KZ-Friedhöfe und Gedenkstätten in Bayern. „Wenn das neue Geschlecht erkennt, was das alte verschuldet …". Regensburg 2011, S. 250-252.
  • Yehuda Shenef: Der Augsburger Judenfriedhof. Zur Geschichte und zu den Überresten des mittelalterlichen jüdischen Friedhofs in der Reichsstadt Augsburg. Augsburg 2013.
  • Theodor Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, und dem Jüdischen Museum Franken – Fürth & Schnaittach, Bd. 2. Fürth 1998, S. 42.
  • Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 244-249.