geb. 1705,
Wallerstein
gest. 1790,
Heidingsfeld (Würzburg)
Wirkungsort:
Niederwerrn | Heidingsfeld (Würzburg)
Samuel Wolf studierte an einer Jeschiwa und ließ sich in den 1730er Jahren in Niederwerrn nieder. Als Händler und Agent kam er zu Wohlstand und übernahm das Amt des Distriktsbarnos (Vorgänger). Wolf machte sich durch seine Tätigkeiten viele Feinde. Am 10. Februar 1771 wurde er von jüdischen Händlern seines Distrikts beschuldigt, unredliche Gebühren zu erheben. Diese Klage führte zu einem Verfahren vor dem Reichshofrat, bei dem er freigesprochen wurde, da er nur die hohen Gebühren des Hochstifts weitergereicht hatte. Seit 1771 war er auch als würzburgischer Hoffaktor tätig. 1782 bewarb er sich erfolglos um das Amt des Würzburger Landesrabbiners. Nach dieser Niederlage zog Wolf nach Heidingsfeld. Als "würzburgischer General-Admodiateuer des Juden-Leibzolls" war er für die Vergabe der Leibzollzeichen im Hochstift Würzburg verantwortlich. Bei seinem Tod 1790 besaß er ein Vermögen von rund 100.000 Gulden. Samuel Wolf hatte zwei Söhne und sechs Töchter. Er war der Großvater von Wolf Hamburger, dem Leiter der Fürther Talmudschule, sowie des Gelehrten Hartog Somerhausen. Ein Schwiegersohn, Ascher Löw (1754-1837), war ebenfalls Barnos in Niederwerrrn und später wohl auch in Wallerstein.
Samuel Wolf, der nach der Heimat seines Vaters auch Samuel Öttingen bzw. seines eigenen Wirkungsortes Samuel Niederwerrn genannt wurde, erhielt eine rabbinische Ausbildung in Prag, nach anderen Quellen in Frankfurt a.M. In den 1730er Jahren ließ er sich in Niederwerrn nieder. Zunächst war er fast völlig mittellos, doch er kam zu Vermögen, als er dem Prälaten des Klosters Bildhausen (Lkr. Bad Kissingen) für mehrere Tausend Gulden ein silbernes Kruzifix und eine kostbare Monstranz beschaffte. Erst der neue Wohlstand prädestinierte Samuel Wolf für die Stelle des Distriktsbarnos (Vorgängers). In dieser Position, und auch als erfolgreicher Händler erwarb er sich das Vertrauen der fränkischen Adelsfamilien bis hinein in die Hohenzollerschen Markgrafschaften
Ansbach und Bayreuth. Weil er in den vielen Residenzen und Burgen ein und aus ging, kommentierte er seine Stellung mit dem Bonmot: "Es sey ihm kein Schloß zu fest, dass er mit seinem Dieterich nicht öffnen könne". Es blieb unvermeidlich, dass sich Wolf innerhalb und außerhalb der jüdischen Gemeinde viele Feinde machte.
Am 10. Februar 1771 wurde ihm, dem Zuständigen für die jüdischen Leibzölle, von Händlern aus Gochsheim, Schwebheim, Thüngen und anderen Orten vorgeworfen, dass er sich auf ihre Kosten unredlich bereichern wolle. In einer Klageschrift an den Fürstbischof von Würzburg hieß es, dass der "ritterschäftliche vorgänger Samuel Wolff zu Niederwerrn, und deßen consortes, welche in das Zollzeichen geschäft sich vorzüglich eingemischet haben", eine illegitime Zusatzgebühr von 200 Gulden verlangte. Samuel Wolf musste sich vor dem Reichshofrat verantworten, wurde aber freigesprochen – im Endeffekt hatte Wolf als Zollpächter nur die hohen Gebühren des Hochstifts nach unten weitergereicht. Zusätzlich zu seinem Amt als Niederwerrner Distriktsvorgänger war Wolf spätestens seit 1771 auch als würzburgischer Hoffaktor tätig. Erfolglos blieb hingegen 1782 seine Bewerbung für den Posten des Heidingsfelder Rabbiners, der als Oberrabbiner der Landjudenschaft im Hochstift Würzburg vorstand. Bei der Wahl mit neun von 20 Stimmen unterlag er dem Berliner Löb Fernbach(er) nur knapp, doch empörte sich Wolf in einem Schreiben an Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal (reg. 1779-1795) über "verschiedene Umtriebe", die ihm seine Wahl gekostet hätten. Dies wurmte ihn umso mehr, als er sich zu dieser Kandidatur habe drängen lassen: "Um so empfindlicher ist es nun, dass mir ein Fremder vorgezogen werden soll". Am 16. August 1782 bestätigte jedoch der Fürstbischof als Herzog zu Franken und Landesherr den "Rabbi von Berlin" in seinem Amt.
Als Konsequenz gab Wolf das Amt des Distriktsvorgängers auf und zog nach Heidingsfeld (Würzburg) wo er weiter als Hoffaktor des Würzburger Fürstbischofs wirkte. Fünf Jahre später wurde Wolf 1782 als "würzburgischer General-Admodiateuer des Juden-Leibzolls" bezeichnet und war damit für die Vergabe aller Leibzollzeichen im Hochstift Würzburg verantwortlich. In dieser Funktion erregte er wieder Unmut unter den jüdischen Kaufleuten der Region, zumal er angeblich seine "Passion wegen vorhin mit ihnen zu Niederwerrn gehabten Strittigkeit" offen auslebte. Bei seinem Tod im Jahr 1790 besaß er angeblich ein Vermögen von rund 100.000 Gulden - zu einer Zeit, als ein gelernter Facharbeiter rund 80 Kreuzer am Tag verdiente. Samuel Wolf wurde auf dem Friedhof in Schwanfeld beigesetzt. Samuel Wolf hatte zwei Söhne und sechs Töchter, er war Großvater des Leiters der Fürther Talmudschule, Wolf Hamburger (1770-1850), sowie des Gelehrten Hartog Somerhausen. Ein Schwiegersohn, Ascher Löw (1754-1837), war ebenfalls Barnos in Niederwerrrn und später wohl auch in Wallerstein.
(nach Gerhard Gronauer / Hans-Christof Haas)
Literatur
- Gerhard Gronauer / Hans-Christof Haas: Niederwerrn. In: Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid, Gury Schneider-Ludorff (Hg.): Mehr als Steine… Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/2: Unterfranken Teilband 2.2. Erarbeitet von Cornelia Berger-Dittscheid, Gerhard Gronauer, Hans-Christof Haas, Hans Schlumberger und Axel Töllner unter Mitarbeit von Hans-Jürgen Beck, Hans-Christoph Dittscheid, Johannes Sander und Elmar Schwinger, mit Beiträgen von Andreas Angerstorfer und Rotraud Ries. Lindenberg im Allgäu 2021, S. 1412-1413.
Weiterführende Links
Quellen
GND: nicht verfügbar