Biografien
Menschen aus Bayern

Oskar Wassermann Bankier

geb. 04.04.1869, Bamberg
gest. 08.09.1934, Garmisch-Partenkirchen

Wirkungsort: Bamberg | Berlin

Oskar von Wassermann entstammte einer wohlhabenden jüdischen Bankiersfamilie. Sein Onkel Angelo von Wassermann und dessen Nachkommen wurden 1910 in den erblichen Adelsstand erhoben. Nach einer Lehrzeit in München, Paris und einem Einstieg in der familieneigenen Bank ging er nach Berlin und öffnete dort mit seinem mit seinem Vetter Max von Wassermann eine Filiale, die schon bald erfolgreicher als das Stammhaus wurde. Oskar von Wassermann war Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, saß in einer Reihe von Aufsichtsräten und gehörte der Wirtschaftsdelegation bei der Pariser Friedenskonferenz 1919/20 an. Gleichzeitig engagierte er sich als orthodoxer Jude für den Zionismus und den Erhalt jüdischer Kultur in Deutschland.

Nach einer Bankausbildung in München und Paris, wo er auch seine Französischkenntnisse verbessern und eine kosmopolitische Lebensweise erlernen wollte, begann er seine Karriere in der familieneigenen Privatbank. Unter der Leitung seines Vaters Angelo von Wassermann (1834-1914, 1909 als kgl. bayerischer Hofbankier geadelt) erlebte die Bank einen erheblichen Aufschwung. Im Jahr 1900 gründete er zusammen mit seinem Vetter Max von Wassermann eine Filiale der Bank in Berlin, die schnell mehr Geschäft erwirtschaftete als das ursprüngliche Bamberger Stammhaus. Im Jahr 1912 trat er der Deutschen Bank in Berlin bei, wo er als Börsendirektor in den Vorstand eintrat. Bei der Pariser Friedenskonferenz, die vom 18. Januar 1919 bis zum 21. Januar 1920 stattfand, war Oskar von Wassermann Teil der Wirtschafts- und Finanzdelegation des Deutschen Reiches. Nach dem Friedensschluss blieb er weiterhin als Berater der Regierung in wirtschaftlichen Angelegenheiten tätig. Zudem war er Mitglied des Generalrats der Reichsbank und im Vorstand des "Centralverbands des deutschen Bank- und Bankiersgewerbes". Ab 1923 übernahm er die Rolle des Sprechers der Deutschen Bank, eine Position, die er auch nach der Fusion mit der "Disconto-Gesellschaft", die er maßgeblich mitinitiiert hatte, behielt. Darüber hinaus war Oskar von Wassermann in den Aufsichtsräten mehrerer bedeutender Unternehmen, darunter Norddeutscher Lloyd, Kali-Chemie-AG und die Niederlausitzer Kohlenwerke, tätig. Im Hause Wassermann verkehrte die gesellschaftliche Elite. Das Gästebuch, das zwischen 1926 und 1931 geführt wurde, enthält die Unterschriften von Persönlichkeiten wie Albert Einstein und Fritz Haber sowie von zionistischen und religiösen Führern sowie bedeutenden Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Kultur. Dieses Gästebuch ist erhalten geblieben und wurde 2023 von Nea Weissberg in einer Edition veröffentlicht.

Im Unterschied zu den meisten Vertretern des zumeist säkular eingestellten großbürgerlichen deutschen Judentums engagierte sich Oskar von Wassermann aufgrund seiner streng orthodoxen Erziehung stark für das Judentum und für den Zionismus. Er war Stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats der "Akademie für die Wissenschaft des Judentums", Mitglied des "Kuratoriums der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums" (beides in Berlin). Präsident des "Keren-Hajessod" und Führer der am jüdischen Palästinawerk mitarbeitenden Nicht-Zionisten. Bereits vor 1933 richteten sich mehrere antisemitische Kampagnen gegen seine Person. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten folgte 1934 sein Ausschluss vom Vorstand, offiziell wurde sein ohnehin geplanter Rückzug aus Altersgründen "vorgezogen". Noch im selben Jahr verstarb er, innerlich gebrochen, während eines Aufenthaltes in Garmisch-Partenkirchen. Aufgrund seiner internationalen Arbeit für den Zionismus wurden weltweit Nachrufe veröffentlicht. Er war in erster Ehe mit Margarethe geb. Fürst (1882-1924) verheiratet, aus der Ehe gingen Heddy (1912-1939) und Karin Ulrike ver. Grünbaum (1918-1958) hervor. Nach deren frühen Tod heiratete er in zweiter Ehe Katharina geb. Haupt (1886-1942), sie bekamen die Töchter Karin und Hedwig (Daten unbekannt). Oskar von Wassermann ruht auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee.


(Patrick Charell)

Literatur

  • Nea Weissenberg / Sebastian Panwitz: Gästebuch des jüdischen Bankiers Oscar Wassermann, Vorstandssprecher der Deutschen Bank 1923-1933. Berlin 2023.
  • Avraham Barkai: Oscar Wassermann und die Deutsche Bank. Bankier in schwieriger Zeit. München 2005.
  • Herbert Loebl: Juden in Bamberg. Die Jahrzehnte vor dem Holocaust. Bamberg 1999, S. 308-313.

GND: 117149519