Biografien
Menschen aus Bayern

Max Koppel Steinmetz und Bildhauer

geb. 17.06.1840, Kleinerdlingen
gest. 17.04.1917, Nördlingen

Wirkungsort: Nördlingen

Traditionell wurden Grabinschriften auf jüdischen Friedhöfen nach Vorlagen durch christliche Steinmetze ausgeführt, da Juden bis in das frühe 19. Jahrhundert von diesem Handwerksberuf ausgeschlossen blieben. Jedoch ist auch mit der neuen Gewerbefreiheit ab 1813 kaum etwas von jüdischen Steinmetzen im süddeutschen Raum bekannt. Einer der wenigen, wenn nicht sogar der einzige bekannte jüdischer Vertreter dieses Berufs in den Königreichen Bayern und Württemberg war Max Koppel. Er bekam bei seinem Vater Josef Koppel (gest. 1874) zunächst eine Ausbildung zum Glaser, wandte sich aber dann der Bildhauerei zu und betrieb in Kleinerdlingen ein "Steinhauergeschäft". Er heiratete Babette "Peppi" geb. Neuburger (1836-1905) aus Binswangen. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: Tochter Jette (Henrietta) verh. Franken (1867-1927) und die Söhne Emil (1872-1941), David (1873-1934) sowie der früh verstorbene Joseph (1875-1879). Um 1890 zog die Familie wegen der besseren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in die benachbarte Stadt Nördlingen um, wo Koppel vor dem Löpsinger Tor das Marmorwerk "Max Koppel & Söhne" gründete. Mit bis zu 40 Mitarbeitern wurde es schon bald zu einem der größten Betriebe im Ort und verarbeitete mit der damals neuesten Technik (dampfbetriebene Säge-, Schleif- und Polierwerke) exquisite Marmorsteine aus Italien. Eine Filiale des Werks befand sich in der Münchener Thalkirchner Str. 131. Nördlingen besaß einen Bahnhof für bayerische und württembergische Linien, und mit einem firmeneigenen Gleisanschluss konnte Koppel problemlos auch überregional liefern: Seine Spezialität, aufwendige schwarze Grabsteine mit goldenen Lettern, sind heute auf Friedhöfen in Stuttgart, Augsburg, München und natürlich auch Nördlingen zu finden, wo Koppel selbst mit einem Prachtstück seiner Werkstatt begraben liegt. (nach Rolf Hofmann)

Literatur

  • Rolf Hofmann (Hg.): Begegnung mit bemerkenswerten Menschen. Lebensbilder jüdischer Persönlichkeiten von einst. Begleitheft zur Ausstellung im Rahmen der Rieser Kulturtage 2010. Deiningen 2010, S. 38f.

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