Biografien
Menschen aus Bayern

Hieronymus Seiler

um 1494, St. Gallen (Schweiz)
15. 6. 1559

Seit 1533 verheiratet mit Felicitas Welser.

Hieronymus Seiler war als Faktor der Augsburger Welser-Gesellschaft mit der Unterzeichnung der so genannten Venezuela-Verträge betraut. 1536 gründete er mit zwei Partnern ein internationales Finanzunternehmen, das unter anderem illegale Darlehensgeschäfte mit der französischen Krone tätigte.

Der in der Schweiz geborene Hieronymus Seiler war als Faktor bei der Augsburger Welser-Gesellschaft tätig. Noch vor seiner Hochzeit (1533) mit Felicitas Welser, einer Tochter des Bartholomäus (V.) Welser, wurde Seiler 1528 bevollmächtigt, die so genannten Venezuela-Verträge mit der spanischen Krone abzuschließen, welche die Grundlage des Unternehmens bildeten. Nicht eindeutig geklärt bleibt allerdings, ob Hieronymus Seiler auch an der ersten Expedition nach Amerika teilgenommen hat oder ob er sich schon bald nach Abschluss der Verträge aus den transozeanischen Projekten zurückgezogen hat.
Im Jahr 1536 gründete Seiler mit dem ehemaligen Welser-Faktor Alexius Grimmel aus Antwerpen und dem Florentiner Gaspar Ducci ein internationales Finanzunternehmen, das unter anderem illegale Darlehensgeschäfte mit der französischen Krone abwickelte. Die Firma transferierte hierfür große Geldsummen von Antwerpen nach Lyon, um sie dort über eine Tochterfirma zu hohen Zinsen dem französischen König zu leihen. Der französische König nutzte die Darlehen wiederum zur Finanzierung seiner antihabsburgischen Politik. 1550 wurden diese Transaktionen aufgedeckt und Sailer, Ducci und Grimmel verhaftet. Eine hohe Geld- und Haftstrafe für Hieronymus Seiler wurde erst durch hartnäckiges Eingreifen der Welser aufgehoben. Obwohl sich Bartholomäus Welser zu diesem Zeitpunkt noch für Seiler eingesetzt hatte, war er zutiefst verstimmt über den Vorfall. In seinem Testament von 1553 entzog Welser seinem Schwiegersohn daher ausdrücklich die Verwaltung des Erbteils seiner Tochter.
Von Hieronymus Seilers protestantischer Glaubenshaltung zeugt seine Korrespondenz mit dem St. Gallener Reformator Joachim Vadian.
Im Jahr 1549 hatte Seiler das Gut Pfersee bei Augsburg gekauft, weshalb sich seine Nachkommen "von Pfersheim" nannten.