geb. 30.01.1889,
Bayreuth
gest. 04.11.1969,
München
Wirkungsort:
München
Der aus Bayreuth stammende Fritz Neuland studierte in München und wurde Jurist im Staatsdienst. Obwohl er im Ersten Weltkrieg kämpfte, ein überzeugter deutscher Bürger war (so behielt er sich zeitlebens eine Liebe für die Musik Richard Wagners) und 1919 seine Zulassung als Rechtsanwalt erhielt, erteilten ihm die Nationalsozialisten 1938 ein Berufsverbot. Von 1942 bis 1944 musste er Zwangsarbeit in einem Rüstungsbetrieb leisten. Nach dem Sturz der NS-Diktatur wurde Fritz Neuland wieder als Anwalt zugelassen. Er initiierte die Neugründung der IKG München und Oberbayern und wurde zum 1. Vizepräsidenten gewählt. Von 1953 bis 1957 war er Vorsitzender des Landesausschusses des Landesverbands der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern und Mitglied der Delegiertenversammlung der Israelitischen Kultusgemeinden Bayerns. Von 1951 bis 1969 war er mit kurzen Unterbrechungen Präsident der Kultusgemeinde München/Oberbayern. Seine Tochter Charlotte Knobloch (*1932) führt dieses Erbe fort.
Neulands Eltern waren der Bayreuther Geschäftsmann Salomon Neuland und seine Frau Albertine (geb. Lehmann). Von 1899 bis 1908 besuchte er die Volksschule und das Humanistische Gymnasium in Bayreuth. Anschließend studierte er bis 1912 Jura in München. Danach absolvierte er seinen Vorbereitungsdienst am Amtsgericht und Landgericht Bayreuth sowie beim Bezirksamt Erding.1919 bestand er die zweite Staatsprüfung und wurde zur Rechtsanwaltskammer München zugelassen. In den 1920er Jahren betrieb er eine Anwaltskanzlei in München, gemeinsam mit dem späteren bayerischen Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner. Neuland heiratete Margarethe, die vor der Hochzeit zum Judentum konvertierte. Im Oktober 1932 wurde ihre Tochter Charlotte verh. Knobloch geboren, die später Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern wurde. Unter dem Druck der NS-Diktatur verließ Margarethe 1936 die Familie, und Charlotte kam zu ihrer Großmutter Albertine, die 1939 nach München zog. 1938 hatte Fritz Neuland bereits seine Zulassung als Rechtsanwalt verloren und durfte nur noch Juden beraten.
Im Juli 1942 wurde sie deportiert und verhungerte 1944 im Ghetto Theresienstadt. Kreszentia Hummel, eine frühere Hausangestellte ihres Onkels, rettete Charlotte, indem sie diese im Sommer 1942 auf ihrem Bauernhof in Arberg versteckte und als ihr uneheliches Kind ausgab. Fritz Neuland musste indessen Zwangsarbeit in einem Rüstungsbetrieb leisten, wurde 1944 wegen Krankheit entlassen und tauchte Anfang 1945 unter. Nach dem Ende der NS-Diktatur kehrte er mit seiner Tochter nach München zurück.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erlangte Fritz Neuland die Wiederzulassung als Anwalt und schloss 1947 eine zweite Ehe mit der verwitweten Edith Hermann, geb. Manneberg. Er war Mitbegründer der am 19. Juli 1945 errichteten Israelitischen Kultusgemeinde in München, die er zunächst als Vizepräsident und von 1951 bis 1969 als Präsident in der Öffentlichkeit vertrat. Von 1952 bis 1963 war er außerdem Mitglied des Bayerischen Senats, und von 1953 bis 1957 Vorsitzender des Landesausschusses des Landesverbands der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. Auf seine Initiative hin wurde 1969 der Gedenkstein für die ehemalige Hauptsynagoge in der Maxburgstraße errichtet. Als nach der NS-Zeit infolge der Zuwanderung aus Osteuropa die Münchner jüdische Gemeinde wieder wuchs, sicherte er die rechtliche Grundlage ihrer Selbstverwaltung. Am 15. Dezember 1959 erhielt Fritz Neuland den Bayerischen Verdienstorden. Neuland war ein begeisterter Musiker und Wagnerianer; regelmäßig besuchte er die Festspiele in Bayreuth. Er ruht auf dem Neuen jüdischen Friedhof.
(nach Ilse Macek)
Literatur
- Erich Scheibmayr: Wer? Wann? Wo? Weitere Persönlichkeiten in Münchner Friedhöfen, Bd. 2. München 1997.
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