Bernhard Aron Seligmann war ein Sohn des Hofbankiers Aron Elias Seligmann von Eichthal (1747-1824). Sein Vater ermöglichte ihm eine ausgezeichnete Ausbildung (u.a. Studium in Göttingen und Heidelberg) und wollte, dass Bernhard in den Staatsdienst eintritt. 1812 reiste er nach Paris zu seinem Bruder Louis, der sich dort als Bankier betätigte. Die napoleonischen Kriege zwangen ihn 1814 zur Rückkehr, im gleichen Jahr wurde die Familie vom bayerischen König in den erblichen Freiherrenstand geadelt. Im Juni 1816 trat Bernhard von Eichthal zum katholischen Glauben über und ließ sich taufen. Bereits zwei Jahre später verwaltete er das väterliche Landgut Ebersberg und errichtete dort nach einer Studienreise durch die Niederlande, Nordfrankreich und Schottland ab 1826 ein Mustergut. In München plante er eine Gasbeleuchtungsanlage zu errichten. Bernhard von Eichthal starb auf einer weiteren Studienreise in die Toskana und ruht auf dem deutschen Friedhof in Rom (Campo Santo Teutonico).
Bernhard (Aron) war das siebte von zehn Kindern der Hindele (Henriette) Levi und des jüdischen Oberhoffaktors Aron Elias Seligmann, des späteren Hofbankiers und ab 1815 geadelten Freiherrn von Eichthal. Bernhard erhielt zunächst Privatunterricht und besuchte dann die öffentliche Schule in Mannheim. Dort wohnte er bei seiner älteren Schwester Cheila, die 1785 den Mannheimer Hoffaktor Ignaz Mayer heiratete. Im Jahre 1801 zog er zu seiner Familie nach München, wo der Vater in der Theatinerstraße bekanntlich eine Bank unterhielt und Bernhard durch Hauslehrer auf die Universität vorbereitet wurde. Von 1804 bis 1806 studierte er in Göttingen, wo er 1806 erwarb Bernhard den Doktorgrad in Philosophie erwarb, sowie 1807/08 in Heidelberg Jura. In Heidelberg wandte er sich der sog. Kameralwissenschaft zu; hier interessierte ihn vor allem das Fach Chemie und die Mathematik. Nach seiner Universitätszeit bereitete sich Bernhard Seligmann "dem Wunsch des Vaters gemäß" auf den praktischen Staatsdienst vor.
Bereits im Jahr 1799 hatten Aron Elias Seligmann, seine Kinder und Schwiegersöhne das Bürgerrecht verliehen bekommen. Bernhard Seligmanns Zulassung zum Staatsdienst erfolgte aber auf direkte Weisung von König Max I. Joseph (reg. 1799/1806-1825), der damit ein persönliches Versprechen an dessen Vater einlöste. Seligmann bereitete sich 1810/11 im Rentamt Ottobeuren und bei der Finanzdirektion des Regenkreises (Augsburg) auf den "Staatskonkurs im Kameralfach" vor, den er 1811 glänzend bestand. Er wurde zum Ratsakzessisten ernannt. Bereits Ende des Jahres ersuchte er beim König um einen Eineinhalbjährigen Aufenthalt in Paris, um bei der französischen Finanzadministration zu arbeiten. Vor der Abreise erhielt er den unbesoldeten Titel eines Finanzrats. 1812 reiste er nach Paris zu seinem Bruder Louis, der sich dort als Bankier betätigte. Die napoleonischen Kriege zwangen ihn 1814 zur Rückkehr. Es war das Jahr, wo seine Familie vom Bayrischen König in den Adelsstand erhoben wurde und sich fortan von Eichthal nannte. Als Bernhard Aron von Eichthal wurde er 1815 zum wirklichen Finanzrat der Königlichen Bayrischen Regierung beim Isarkreis ernannt. Offensichtlich war die Erhebung in den Freiherrenstand und die Ernennung zum Finanzrat im Staatsdienst der Anlass zum Glaubenswechsel. Im Juni 1816 trat er zum katholischen Glauben über und ließ sich taufen.
Anlässlich einer Hungersnot 1816 und 1817 wurde Bernhard von Eichthal in die Kommission berufen, mit der die Regierung die Not zu lindern und zu steuern suchte. Für sein bemühen und den Einsatz privater Mittel erhielt er die persönliche Anerkennung des Königs ausgesprochen, aber seine Arbeit als Beamter blieb immer volatil: Er musste wegen seiner jüdischen Herkunft zahlreiche indirekte und direkte Angriffe ertragen und wurde, als er einen Kollegen im Kollegium zum Duell forderte, von den Ratssitzungen ausgeschlossen. Über seine weitere berufliche Verwendung schweigen die Quellen. Er bat 1817 und 1822 um jeweils zweimonatigen Urlaub wegen Krankheit und schied unmittelbar nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1824 freiwillig aus dem Staatsdienst aus. Den Titel eines Regierungsrat konnte er jedoch behalten.
Bereits zwei Jahre später verwaltete er das väterliche Landgut Ebersberg, ein ehemaliges Klostergut. In der Landwirtschaft findet er seine Lieblingsbeschäftigung, erlernt sie sowohl praktisch wie theoretisch von Grund auf und führt hier Neuerungen ein. Nach dem Tode seines Vaters Aron Elias Leonhard Freiherr von Eichthal im Jahre 1824 fällt ihm das Gut Ebersberg als Erbteil zu. Ein Jahr danach unternahm er eine Erkundungsreise mit Julius Ritter von Yelin aus der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Sie hatten sich im Polytechnischen Verein kennen gelernt, den Yelin als Gründungsmitglied und Eichthal als Mitglied Nr. 155 angehörten. Gemeinsam durchquerten sie die Niederlande durch Nordfrankreich nach Schottland, um ökonomische Einrichtungen in der Landwirtschaft zu studieren. Er wollte das beste aus diesen Ländern übernehmen und aus Ebersberg ein Mustergut machen. Für ihn stand dabei der erzieherische Aspekt im Vordergrund, denn er wollte das Seine zur "Hebung der Landeskultur beitragen": Von einem Ökonom und Unternehmer verlangte er generell, dass er nach Verbesserungen auf seinem Gebiet strebe, um damit letztendlich das öffentliche Wohl zu fördern, eine geistige Anlehnung an den frühen Ökonom Adam Smith.
Auf der Reise nach Schottland erkrankte sein Begleiter und starb in Edinburgh. 1826 kehrte er mit schottischen Ökonomen, die er in seinen Dienst nahm, nach Ebersberg zurück. Nach der Rückkehr wurde das Gut zur landwirtschaftlichen Experimentierfläche. Die Ergebnisse ließen nicht lange auf sich warten: 1827, 1828 und 1829 gewann Bernhard von Eichthal auf dem Münchner Oktoberfest (damals vor allem eine Leistungsschau des Landwirtschaftlichen Vereins) Siegerpreise für seine Erzeugnisse. Von den naturwissenschaftlich-technischen Interessen Eichthals zeugen auch einschlägige Veröffentlichungen, sogar eine Patentanmeldung über die Fabrikation von mineralisiertem Holz.
Eines seiner wichtigsten technischen Projekte war die Planung einer "Gasbeleuchtungsanstalt" in der Münchner Residenz, an der sich auch der königliche Architekt Leo von Klenze (1784-1864) beteiligte. Hierzu ließ er die Steinkohle in der Gegend von Benediktbeuern bei Leimen abbauen (nicht zu verwechseln mit dem Klosterdorf in Oberbayern, das damals noch Laingrub hieß).
Ende der 1820er Jahre plante Bernhard von Eichthal abermals eine Studienreise, dieses Mal um das Gewerbewesen im Großherzogtum Toskana zu studieren, wo der Habsburger Leopold II. von Toskana (reg. 1824-1870) durch weithin beachtete Reformen modernen und liberalen Musterstaat errichtet hatte. Eichthal wollte die Wirkung der leopoldinischen Reformen auf den Getreidehandel, die Gewerbefreiheit usw. prüfen und die Erfahrungen in Bayern bekanntmachen. Am 14. März 1830 verließ er München in Richtung Rom. Er hatte sich einer Reisegesellschaft angeschlossen, die aus dem Maler Peter Heß und dem dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen bestand. Am 9. Mai 1830 starb Bernhard von Eichthal unerwartet in Rom im Alter von 46 Jahren. Er ruht auf dem deutschen Friedhof in Rom (Campo Santo Teutonico).
Sein früher Tod beendete sein aufklärerisches Wirken, seinen Mitbürgern und dem Bayrischen Königreich nach besten Kräften nützlich zu sein. Das Gut Ebersberg fiel als Erbteil an seinen jüngeren Bruder Simon Aron Freiherr von Eichthal, der in München das väterliche Bankhaus betrieb. Am 19. Juni 1830 weilte der Gemäldesammler und Förderer des Dombaus zu Köln Sulpiz Boisseree im Eichthalschen Garten zu München. In seinem Tagebuch notierte er, dass "großes Betrübnis über den Verlust des Bruders und Schwagers" herrsche. Am 25. Juni 1830 wurde das Seelenamt für Bernhard Aron Freiherr von Eichthal in der Frauenkirche gehalten. Thorvaldsen fertigte eine Totenmaske an und modellierte nach deren Vorbild eine Büste, die heute im Thorvaldsens Museum in Kopenhagen steht.
Aus: Haus der Bayerischen Geschichte (Hg.) / Manfred Treml / Wolf Weigand: Geschichte und Kultur der Juden in Bayern, Bd. 2: Lebensläufe. München 1988 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 18), S. 85-89.
(Franziska Jungmann-Stadler)
Literatur
- Franziska Jungmann-Stadler: Bernhard von Eichthal (1784-1830), „Bürgerpflicht und wohltätiger Sinn“. In: Haus der Bayerischen Geschichte (Hg.) / Manfred Treml / Wolf Weigand: Geschichte und Kultur der Juden in Bayern, Bd. 2: Lebensläufe. München 1988 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 18), S. 85-89.
Weiterführende Links
Quellen
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